Montag, 10. März 2014

"Das Wunder von Paris" - Ich war dabei!

...ein verfrühter und nicht ganz ernst gemeinter Reisebericht...


Es ist Mittwoch, der 12.03.2014. Die Vorfreude ist groß: Zum ersten Mal werde ich ein Champions Leauge-Auswärtsspiel sehen. Obwohl ich keinerlei Hoffnungen auf ein Weiterkommen habe, ist die Vorfreude groß. Bei herrlichen Frühlingstemperaturen steige ich, bewaffnet mit zahlreichen Bayer Leverkusen-Kleidungsstücken, mit meiner Begleitung ins Auto. Erstes Ziel: Mulhouse. Nachdem wir die französisches Territorium erreichten, erwarben wir uns in einem Supermarkt pfandfreies Dosenbier. Nach dem kurzen Halt parkten wir unser Auto am Mulhouser Bahnhof, da die Fahrt nun mit dem TGV weiter ging. Während der 3-stündigen Fahrt machten wir uns natürlich mehrmals die Gedanken, wie es doch wäre wenn Bayer das Wunder in Paris schaffen würde. Als Realisten mussten wir uns jedoch eingestehen, dass wir uns das garnicht vorstellen sollen, da wir sowieso enttäuscht werden würden. Wir wollten einfach die 2 Tage in Paris genießen und ein einigermaßen ordentliches Spiel sehen (heißt nicht höher als 3:0 verlieren).

Nach der Ankunft in Paris begaben wir uns in unser Hotel, legten unsere Koffer ab und machten uns schließlich auf, die Stadt ein wenig zu entdecken. Um 17:00 Uhr dann das erste Highlight des Tages: Am Place Saint Michel trafen wir uns mit 2000 anderen Bayer-Fans. Ein ganzer Platz schwarz-rot, ein unvergessliches Bild. Nachdem wir einige alkoholhaltigen Getränke zu uns nahmen machte sich der Bayer-Trott auf dem Weg zum Eifelturm. Der ganze Vorplatz des Pariser Wahrzeichens in Leverkusener Hand, darauf habe ich mich schon Wochen lang gefreut. Da wir frühzeitig am Stadion sein sollten, begaben wir uns dann in die Metro in Richtung Stadion. Die Stimmung wurde immer besser, die Vorfreude stieg. Nach ungewöhnlich intensiven Sicherheitskontrollen sind wir endlich am Ziel: Parc des Princes. Die Mannschaften waren noch nicht auf dem Platz um sich aufzuwärmen, das Stadion wurde jedoch schon ordentlich von uns Gästefans beschallt. 

Um 19:45 Uhr dann die große Überraschung: die Mannschaftsaufstellung. Die Meinung unter den Fans war gespalten, die Einen waren erfreut, dass die Jungen endlich eine Chance bekommen, die anderen sauer darüber, dass Hyypiä die Etablierten schonte. Im Tor stand natürlich Leno, die Viererkette bildeten Stafylidis, Toprak, Spahic und Donati. Im Mittelfeld dann die große Überraschung: U19-Spieler Wagener begann zusammen mit Reinartz und Öztunali. Kurioserweise stellte Bayer einen Eilantrag an die UEFA, den nicht für die Champions League nominierten Ryu aufzustellen. Überraschenderweise genehmigte die UEFA diesen Antrag (wohl aus Mitleid). So stürmte der junge Südkoreaner auf rechts, Julian Brandt begann von der linken Seite aus und im Sturmzentrum durfte sich Aziz Bouhaddouz beweisen. 

Die Champions League-Hymne ertönte. Es ging los. Paris legte überfallartig los, nach 5 Minuten hätte es schon 2:0 stehen können. Die junge Leverkusener Mannschaft schien ordentlich respekt zu haben. Doch nach einem Distanzschuss von Öztunali konnte Sirigu nur zur Ecke abwehren. Den von Ryu anschließend geflankten Ball erwischte Bouhadouz perfekt mit dem Kopf. Auf der Linie konnte Thiago Silva nur noch per Hand retten. Dem Torrichter entging das natürlich nicht: rote Karte für den Abwehrchef und Elfmeter für Bayer in der 8. Spielminute! Doch wer soll nun antreten? Keiner ging zum Ball, alle Leverkusener Akteure schüttelten den Kopf. Ausser einer: Bernd Leno kam von seinem Tor angesprintet, schnappte sich die Kugel und chippte sie im Stile eines Andrea Pirlo in die Mitte. TOR! 0:1! 

Im weiteren Spielverlauf konnte Paris trotz Unterzahl dominieren, zu Torchancen kamen sie jedoch nicht. Kurz vor der Halbzeit fasste sich Julian Brand ein Herz, spielte einen Doppelpass mit Ryu und erzielte das 0:2, nachdem er den Ball am herauseilenden Sirigu vorbeilag.

Die Stimmung war nun auf dem Höhepunkt. Der Parc des Princes in Leverkusener Hand! Zur Halbzeit glaubten wir unseren Augen nicht: Wir können die Sensation schaffen!

Doch wenige Minuten nach Anpfiff der 2. Halbzeit macht sich Ernüchterung breit: Emir Spahic konnte Ibrahimovic nur elfmeterwürdig aufhalten. Dabei verletzte sich der schwedische Superstar zwar und musste ausgewechselt werden, den fälligen Elfmeter wollte Cavani verwandeln. Doch den gut geschossenen Elfmeter konnte Teufelskerl Bernd Leno mit den Fingerspitzen am Tor vorbeilenken. 

Dies gab der Mannschaft nochmals enormen Auftrieb: In der 66. Minute gelang es wiederum Julian Brandt den Ball ins gegnischere Tor zu bugsieren. Der schöne Schlenzer aus halblinker Position markierte das 0:3. Nur noch ein Tor zur Verlängerung. Mein ganzer Körper kribbelte, der ganze Gästeblock war ein einziges Tollhaus.

Die Uhr tickte. Paris wollte das Ergebnis verwalten, Bayer kam nur zu wenig Chancen. Fünf Minuten vor Schluss dann die Erlösung: Wagener konnte aus 10 Metern nach Zuspiel von Öztunali zum 0:4 einnetzen!
Verlängerung! Was für ein magischer Champions League-Abend!

Doch es kam wie es kommen musste: Nach einer herrlichen Kombination von Matiudi und Lavezzi konnte Leno den Ball nur noch aus dem Netz holen: 1:4. Große Verunsicherung machte sich breit. Das 2:4 und damit das endgültige KO lag in der Luft. Aber ausnahmsweise hatte der Fußballgott es doch einmal gut mit uns gemeint: 120. Minute. Der Schiedsrichterassistent zeigt eine Minute Nachspielzeit an. Einen Schuss von Brandt konnte Sirigu nur zur Ecke abwehren. Ryu, der heute ausgezeichnete Ecken schoß, brachte das Leder in den Strafraum, Alex konnte zwar mit dem Kopf klären, doch der Ball landet bei Wagener. Der nimmt die Kugel aus 20 Meter volley. Unhaltbar. 1:5! Eskalation pur auf dem Platz, der Bank und dem Gästeblock. Abpiff. Wir haben es geschafft: Das Wunder von Paris. Und ganz Deutschland hat es live auf ZDF gesehen. Dieser Abend ist der Grundstein für ein radikales Umdenken bei Bayer: Raus aus der Komfortzone, wir können auch die Großen schlagen, Schluss mit Champions League-Blamagen!

Von der anschließenden Nacht weiß ich nicht mehr allzu viel. Die Bilder sagen jedoch eins: Paris wurde von uns Bayer-Fans abgerissen. Nach dem historischen Triumph folgte ein unglaublicher Partymarathon im Pariser Nachtleben. Sogar die die Spieler gesellten sich zu uns und machten die Nacht zum Tage.

Jetzt ist Samstag, der 15. März. In wenigen Stunden beginnt das Spiel gegen die "unschlagbaren" Bayern. Auch wenn wir das Paris-Spiel nicht wiederholen können: Diesen einzigartigen Trip in die französische Hauptstadt wird wohl das größte Fußball-Highlight für alle Zeit bleiben, bei dem ich live dabei war. Im Nachhinein kann ich mich nur bei allen Freunden bedanken, die mich mit ihren hämischen Sprüchen á la "Nach einem 0:4 im Hinspiel fährst du nach Paris? Bist du bescheuert?" ärgern wollten. Dies hat das Erlebnis nur noch schöner gemacht!















Nein. Ich nehme keine Drogen. 

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